Ausstellungsempfehlung

für das vai - Vorarlberger Architektur Institut Ausstellung „Mehr als gewohnt“

Wohnen ist ein Grundbedürfnis, das Schaffen von Wohnraum eine der vornehmsten und schönsten Aufgaben der Architektur. Zugleich steht der Wohnbau unter Druck, viele scheinbar unauflösbare Herausforderungen wirken auf die Akteur:innen ein. Stark steigende Preise für Boden, Bau und Miete und der wachsende Bedarf an sowie der Ruf nach leistbarem Wohnen sind Ursache und Folge einer voranschreitenden Ökonomisierung. Die gestalterische Qualität der Bauten sowie der Zwischen- und Freiräume, aber auch sich wandelnde Wohnbedürfnisse spielen hierzulande kaum eine Rolle.

 

Die Debatte darüber ist hingegen allgegenwärtig. Sie handelt von der Veränderung der Haushaltstypen, beobachtet das Vordringen der Arbeitssphäre in das private Wohnen und thematisiert die Individualisierung und Vereinsamung in der Gesellschaft. Neue Formen der Nachbarschaft, hochwertige Zwischenräume und belebende Nutzungsmischungen sowie neue oder wiederentdeckte flexible Grundrisstypologien werden anderorts bereits erfolgreich ausprobiert.

In Vorarlberg gelingt es hingegen kaum, kompaktere Formen des Wohnens im Spannungsfeld von Privatheit und Gemeinschaft zu etablieren. Der Wunsch nach einem Einfamilienhaus, konventionelle Grundrisseinteilungen im Geschoßwohnbau und ein sich ständig wiederholender, architektonisch verarmter Typus der Kleinwohnanlage dominieren den Markt.

»Mehr als gewohnt« greift diese Themen auf und fordert ein »Mehr« im Wohnbau: Mehr gestalterische Qualität, mehr Räume für gesellschaftliche Teilhabe und Interaktion, mehr Nutzungsflexibilität und Offenheit für neue Wohnbedürfnisse. Die Ausstellung wirft einen Blick auf die Wohnbaugeschichte und die Typologieentwicklung in Vorarlberg, verhandelt das viel zu oft vernachlässigte Feld der Zwischenräume und Übergänge und zeigt gelungene Modelle neuer Wohnformen und -typologien auf.