Gelingende Kreislaufkultur – zehn Tage, zehn Strategien und viele Anwendungsfelder

Wie können wir den Wert von Produkten, Stoffen, Baumaterialien und anderen Ressourcen so lange wie möglich erhalten und dabei Abfall und Umweltbelastungen minimieren? Um die Antworten, Strategien und Best Cases zum Thema Kreislaufkultur dreht es sich beim „FEZ’23 – dem Festival zur Entwicklung der Zukunft“. Von 6. bis 15. Oktober 2023 lädt CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg dazu in die Sägenhallen nach Dornbirn. Zehn Tage lang zeigen Ausstellungen, Vorträge, Workshops, Art-Dinners und Rampengespräche Wege wie dies breitenwirksam gelingen kann.

Mut zum Umdenken, das soll das FEZ – das Festival zur Entwicklung der Zukunft – zehn Tage lang bei den Besucher:innen anregen. Bereits zum zweiten Mal findet das Festival in Dornbirn statt. Die Organisatorinnen der CampusVäre – dem Creative Institute Vorarlberg – haben dazu ein buntes Programm mit zahlreichen Speaker:innen zusammengestellt. Von 6. bis 15.10.2023 gibt es in den Sägenhallen in Dornbirn zukunftsweisende Strategien und Anwendungsfelder, wie Kreislaufkultur wirtschaftlichen Erfolg, Umweltschutz und sozialen Fortschritt verbinden kann. „Ich sehe die CampusVäre als DAS regionale innovative Testlab für die Beantwortung der Frage: Wie kommt man als Region, Stadt, Unternehmen, Institution und Zivilgesellschaft zu einem kollektiven Verständnis von Kreislaufkultur. Und wie kann man dieses für eine ressourcenschonende zukunftsfähige Ausrichtung entwickeln und weitertragen?“, so Clarissa Rhomberg, Kuratorin Festival zur Entwicklung der Zukunft, das sie zusammen mit der CampusVäre entwickelt. 

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An den zehn Festivaltagen zeigt das Event selbst, wie Kreislaufwirtschaft funktioniert. So eröffnet am ersten Festivaltag in den Sägenhallen der CampusVäre das erste Bauteillager in Westösterreich: Ausgebautes Baumaterial findet hier einen Zwischenplatz, ehe es woanders wieder verbaut wird. „Die Transformation der linearen Wirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft erfordert einen veränderten Umgang mit fast allen unseren Ressourcen. Damit dies gelingt, muss daher in zahlreichen Bereichen unseres alltäglichen Lebens angeknüpft werden. Für das zweite FEZ konnten wir wieder hochkarätige Speaker:innen wie Kultregisseur Werner Bote („We feed the world“), Textiler Günter Grabher, Architekt Johannes Kaufmann, die Wiener materialnomaden oder das Food-Design Kunstduo honey & bunny, gewinnen. Sie werden über ihre kreativen Strategien und Lösungsansätze sprechen,“ gibt Bettina Steindl, Geschäftsführerin der CampusVäre, Einblicke in das Programm. Dabei ist jeder Festival-Tag einem R der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie des Bundesministeriums für Umweltschutz gewidmet. Diese lauten: 

 


Refuse. Überflüssig machen. ❯ Wie der gleiche Nutzen ohne zusätzliche Ressourcen erbracht werden kann.

Rethink. Neu denken. ❯ Wie wir Dinge gemeinsam nutzen können, um Ressourcen einzusparen und Produktion neu zu erfinden.

Reduce. Reduzieren. ❯ Wie weniger Ressourcen genutzt werden können.

Reuse. Wiederverwendung. ❯ Wie die erneute Nutzung die Lebensdauer von Produkten verlängert.

Repair. Reparatur. ❯ Wie durch Reparieren und Wartung Produkte noch lange weitergenutzt werden.

Refurbish. Verbessern. ❯ Wie Produkte sich ändernden Anforderungen angepasst werden.

Remanufacture. Wiederaufbereiten. ❯ Wie Teile aus alten Produkten zu Teilen von Neuen werden.

Repurpose. Anders weiternutzen. ❯ Wie Teile oder ganze Produkte eine neue Funktion erhalten.

Recycle. Recycling. ❯ Wie Material wieder aufbereitet wird, um Neues daraus zu machen.

Recover. Zurückgewinnen. ❯ Wie Ungenutztes Energie für Neues liefert.

 

Das FEZ’23 nimmt darauf Bezug und zeigt Lösungsansätze in folgenden Bereichen: 

Textilproduktion

Lebensmittelverarbeitung

Architektur, Bau & Handwerk

Kunst, Kultur, Bildung und Gesellschaft

 

Textilproduktion

Die Textil- und Bekleidungsindustrie zählt global zu den wichtigsten Wirtschaftsbranchen der Konsumgüterindustrie. Ihr vielfältiges Produkt- und Dienstleistungsangebot reicht von Kleidung über Heimtextilien bis hin zu technischen Anwendungen. Im EU-Aktionsplan „Kreislaufwirtschaft“ werden Textilien als ressourcenintensiv mit hohem Kreislaufwirtschaftspotenzial ausgewiesen. Der Textilsektor ist wettbewerbsfähig, widerstandsfähig und innovativ. 

Die Antworten des FEZ’23
Wie Kreislaufwirtschaft im Textilbereich schon lange funktioniert wird am Montag, den 09. Oktober, um 15 Uhr unter REUSE beim Betriebsrundgang im Kleidersortierwerk CARLA in Hohenems sichtbar gemacht. Ebenfalls am Montag, den 09. Oktober, beleuchtet um 17.15 Uhr in der CampusVäre der innovative Textiler Günter Grabher (Grabher Group/Smart Textiles Plattform Austria) die Thematik aus Praktiker-Sicht und nimmt Bezug auf recyclingfähige Textilien, Produktpass-Möglichkeiten, etc. 

 

Lebensmittelverarbeitung

Auch für die Ernährungsindustrie spielt das Konzept der Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle. Die Lebensmittelproduktion ist auf die Herstellung von Agrarrohstoffen, die für die Direktverarbeitung von Lebensmitteln benötigt werden, angewiesen. Außerdem werden Rohstoffe benötigt, die für das Verpacken der Produkte (z. B. Kunststoffe, Papier, Pappe, Glas, etc.) verwendet werden. Da alle diese Rohstoffe nicht unbegrenzt verfügbar sind, sollten sie geschont bzw. nur sehr sorgsam und sinnvoll eingesetzt werden. 

Antworten des FEZ‘23

Studierende der ZHAW Winterthur machen im Rahmen des FEZ‘23 eine Studienreise in die CampusVäre, besuchen das Festival und erarbeiten, wie nachhaltige und regenerative Lebensmittel sowie Ernährungssysteme gestaltet werden sollten, damit die Wertschöpfungskette funktioniert. Das Ergebnis dieser Studie präsentieren sie bei REFUSE am Donnerstag, den 12. Oktober, von 15-16 Uhr in der CampusVäre.

Außerem wird Kreislaufkultur am Samstag, den 7. Oktober bei REPURPOSE performativ, provokant und kulinarisch erfassbar: Das Food-Design Kunstduo honey & bunny präsentiert in der CampusVäre um 19 Uhr ein Art-Dinner, eine Performance mit Intervention. Das Publikum findet sich dabei selbst aktiv im Kreislauf wieder, performt mit, isst mit, gräbt ein und aus und lernt dabei so manches über Kreislaufwirtschaft vom Feld bis zum Produkt auf dem Tisch. 

 

Architektur, Bau & Handwerk

Die Bauindustrie gilt als eine der Hauptverantwortlichen der globalen Erderwärmung. Rund 40 Prozent der weltweiten Treibhausgase entstehen durch die Bauindustrie. Auch die Hälfte des globalen Abfallaufkommens entsteht durch den Bau oder Rückbau von Gebäuden. Was wäre aber, wenn wir Bauen nicht nur als Problem, sondern auch als Teil der Lösung sehen? Vom Konstruktions- bis zum Abrissprozess werden die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft immer öfter auch in der Bauindustrie eingesetzt. Die CampusVäre zeigt am eigenen Anlassfall, wie gut dies funktionieren kann und macht einige Schritte dieses Weges beim FEZ’23 sichtbar:

Antworten des FEZ‘23

Am ersten Tag des Festivals, am Freitag, den 06. Oktober, wird um 18 Uhr unter REPURPOSE in Kooperation mit den materialnomaden aus Wien das erste Bauteillager in Westösterreich in der CampusVäre eröffnet. In den Hallen der ehemaligen Buntweberei werden wertvolle Ressourcen für den Wiedereinbau gelagert, aufbereitet und eingeplant und es wird ihnen für eine neue Nutzung ein zweites Leben eingehaucht: Ob ein vormaliges Deckenpaneel zur Wandverkleidung wird, ein Außenfenster des Nachbargebäude zur Bürotrennwand oder die Stahlbetonsäule zur Sitzbank, mit re:use-Expert:innen wird gemeinsam evaluiert und entsprechend geplant. Das Bauteillager ist während des ganzen Festivals und auch darüber hinaus für die Besichtigung geöffnet.

Unter REMANUFACTURE berichten die materialnomaden aus Wien am Samstag, den 07.Oktober, um 14 Uhr bei einem Impulsvortrag darüber, wie Bauteile nicht nur schonend geerntet, sondern auch rechtlich verwertet werden können. Sie gehen der Frage auf den Grund, wie sie systematisier- und skalierbar gemacht werden können. Außerdem berichten die Expert:innen darüber, welche Vereinbarungen und rechtlichen Vorgaben für die Wiederaufbereitung von Baumaterialien getroffen bzw. geschaffen werden müssen. 

REPAIR und RECYCLE, am Dienstag, den 10. und Freitag, den 13. Oktober, findet jeweils um 18 Uhr eine Führung durch die Hallen der CampusVäre statt. Architekt Johannes Kaufmann zeigt am Beispiel CampusVäre, wie zirkuläres Bauen möglich ist und aus einer alten Industriehalle eine „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“ entstehen kann. Die Architektur orientiert sich an dem, was vorhanden ist und die Ressourcen bestimmen das Ergebnis – ein neuer Weg, um Altes weiter wertzuschätzen und zu nutzen. 

 

Kunst, Kultur, Bildung und Gesellschaft

Die Herausforderung für uns alle ist es, vom Wissen über umwelt- und klimabezogene Herausforderungen ins konkrete Handeln zu kommen. Denn durch einen reduzierten Ressourcenverbrauch, die Vermeidung von Schadstoffen und die Verringerung von Abfällen und Emissionen sinkt insgesamt unser ökologischer Fußabdruck und es steigt der Mehrwert für unsere Gesamtgesellschaft. Es geht darum, dass wir nachhaltig wirtschaften und damit in der Hoffnung auf eine gute Zukunft Verantwortung für Mensch, Umwelt und Klima übernehmen. 

Antworten des FEZ‘23

Wie innovatives Design Probleme lösen kann und Menschen, Technologien und Methoden nachhaltig unterstützt, zeigt bei REPURPOSE die Ausstellung „Beyond Aestethics“ Kunstuniversität Linz am ersten Festivaltag in der CampusVäre.  

Am Sonntag, den 08. Oktober, verdeutlicht unter REUSE der Film „The Green Lie“ des Kultregisseurs Werner Bote (bekannt durch „We feed the world“), wie wir uns gegen die Lügen globaler Konzerne wehren können. Diese behaupten, dass wir mit unseren Kaufentscheidungen die Welt retten können. Wie wahr das ist, können die Zuschauer:innen anschließend an den Film, der um 18 Uhr im Brownfield CampusVäre gezeigt wird, gemeinsam mit Werner Bote diskutieren. 

Welche Art von Wachstum wir jedoch tatsächlich brauchen, zeigt das Symposium „Post Growth Undesign“ unter RETHINK am Mittwoch, den 11. Oktober, um 14 Uhr. Studierende des Studiengangs Intermedia Design der FH Vorarlberg geben kreative und neue Impulse, die mit den Besucher:innen diskutiert werden können.

Über die sechs Schlüsselfaktoren für ein resilientes Team sprechen Sabine Duelli und Simone Neier beim Workshop „Resilienz“ am Donnerstag, den 12. Oktober, um 14 Uhr gesprochen. REFUSE und überflüssig machen gilt nicht nur für Ressourcen, sondern auch für Lebenseinstellungen und Gewohnheiten. 

In Halle 1 der CampusVäre erfahren Festivalbesucher:innen am Samstag, den 14. Oktober, um 10 Uhr unter REFURBISH beim Impulsvortrag zum Thema „Museum / Demokratie“ im Rahmen der österreichischen Museumstage, wie laufende Verbesserungen zu effizienteren Ergebnissen führen (Inhalt tbc). 

Für die Entwicklung der Zukunft

Das FEZ’23 zeigt eindrücklich, dass zahlreiche kluge und sinnvolle Lösungsansätze auf die Frage nach einer besseren Zukunft existieren. Den Besucher:innen soll Mut gemacht werden, Umdenken zuzulassen. Außerdem bekommen sie das Handwerkszeug in Form von Wissen, wie sie manches oder auch vieles Schritt für Schritt nachhaltig und langfristig gestalten können. 

Das FEZ’23 findet im Rahmen der Creative Week Austria statt und wird durch die CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg in Kooperation mit Clarissa Rhomberg kuratiert.

Kooperationspartner:innen

CARLA Caritas Vorarlberg, Daniel Büchel, designforum Vorarlberg, designaustria, Europaabteilung Land Vorarlberg, EU Youth Cinema, FH Vorarlberg, Green Deal, inatura Dornbirn, Jüdisches Museum Hohenems, Land Vorarlberg, materialnomaden, österreichischer Museumstag, Tisch Zwölf, Uni Linz – Industrial Design, vorarlberg museum, Vetterhof, WISTO, Wolfgang Schwarzmann